Im Zeitalter des Barock wird der ganze Mensch entdeckt, seine Licht- und Schattenseiten, sein Verlangen nach Lebensgenuss, Sinnlichkeit und Schönheit wie seine Angst vor dem Tod oder der Drang nach Zerstörung. Entdeckt wird das formende Subjekt, das sich der Welt bemächtigt und nach Selbstbestimmung strebt. Der vorliegende Band macht in Text und Bild mit der Kultur- und Literaturgeschichte des 17. Jahrhunderts bekannt. Er beschreibt die entscheidende Umbruchphase neuzeitlichen Bewusstseins und zeigt, wie sich im Barock moderne Identität auszubilden beginnt. Ausführlich behandelt werden Werke der Literatur, Malerei, Architektur, Musik, Religion und Mystik, aber auch der Philosophie und Naturwissenschaften. Stets präsent ist dabei der historische Kontext: der Dreißigjährige Krieg und die Hexenprozesse.
Der Barock-Experte Winfried Freund unternimmt in dieser Kultur- und Literaturgeschichte eine Entdeckungsreise zu den Ursprüngen des modernen Menschen. Anhand zahlreicher Beispiele aus Geschichte, Kunst und Wissenschaft weist er nach, wie sich gerade im 17. Jahrhundert der neuzeitliche Mensch mit seinem Verlangen nach Selbstbestimmung und Selbstdarstellung entwickelt und seinen Anspruch auf Mitgestaltung der Welt anmeldet. Ein lesenswerter Beitrag zur Mentalitätsgeschichte, in dem auch der heutige Leser die Wurzeln seiner eigenen Existenz entdecken kann.
Winfried Freund (1938-2011) war von 1979 bis zu seiner Pensionierung 2002 Professor für Neuere deutsche Literatur und Literaturdidaktik an der Universität Paderborn.